Sportlehrer Reinhard Berger auf Einsatz in Indien, Kerala

Reinhard berichtet über seinen Senior Experts Einsatz in Indien, Kerala

Ich bin 52 Jahre und im “wirklichen” Leben Elektrotechnik Ingenieur, bzw. Mathe- und Sport Professor an einer HTL. Vor fünf Jahren habe ich begonnen, meine Überstunden anzusparen und beschlossen, im Schuljahr 2019/20 ein Jahr Auszeit zu nehmen. Mein Plan war, einmal um die Welt zu reisen. Aber wie macht man das? Ich wollte nicht einfach nur reisen, sondern eine längere Zeit an einem bestimmten Ort bleiben und meine Fähigkeiten zur Verfügung stellen. Ich mache es kurz. Trotz vieler Bewerbungen bei diversen religiösen und gemeinnützigen Organisationen war der Bedarf an einer Gratishilfskraft eher gering.

Dann bin ich durch einen Tipp auf das Senior Experts Programm von Jugend Eine Welt gestoßen. Ursprünglich sollte dieses Programm eher Pensionistinnen und Pensionisten ansprechen und da passte ich nicht so ganz ins Konzept. Wir fanden aber schnell eine Lösung und von den MitarbeiterInnen bei Jugend Eine Welt wurde ich sehr professionell betreut und gut vorbereitet zu meinem ersten Projektpartner nach Indien entsendet.

Irinjalakuda, Kerala in Indien!

Am 12. November war es dann soweit. Fr. Manuel Mevada, der als Manager und Rektor der Don Bosco Schule mit ca. 3000 Schülerinnen und Schülern vorsteht, empfing mich am Flughafen Cochin.

Schule ist vielleicht etwas zu kurz gegriffen. Es ist ein riesiger Schul-Campus mit drei Schulen und den zugehörigen Kindergärten mit riesigen Außenanlagen für alle möglichen Bewegungsaktivitäten. Die sportliche Bewegung ist auch ein wichtiger Teil im pädagogischen Konzept von Johannes (Don) Bosco (1815 – 1888). Seit 2015 darf die Schule auch ein Hallenbad mit 25 m Becken sein eigen nennen.

Fr. Manuel hatte den Eindruck, dass die sportlichen Möglichkeiten nicht voll ausgeschöpft werden und ein schlagkräftiges Volleyball Team fehlte gänzlich. Da komme nun ich ins Spiel. Über Jugend Eine Welt wurde ein Senior Expert im Bereich Sport gesucht.

Ich wurde sehr zuvorkommend in der Community der fünf Salesianer aufgenommen.   Von nun an verbrachte ich einen Teil des gemeinschaftlichen Zusammenlebens mit ihnen und ich habe diese gemeinsamen Zeiten beim Essen, bei Gottesdiensten oder Ausflügen sehr genossen.

Meine Tätigkeiten in den folgenden 3 Monaten waren vielfältig. Neben meiner Hauptaufgabe, ein Schul-Volleyballteam zu gründen, durfte ich auch in der Früh alle Interessierten im Schwimmen unterrichten. In den Mittagspausen versuchte ich, vor allem Schülerinnen zu diversen Ballspielen zu motivieren, was mir auch teilweise gelang. Daneben hatte ich natürlich auch Zeit für viele Gespräche mit den Schülerinnen und Schülern aber auch mit dem Lehrpersonal. Dieser informelle Austausch und das gegenseitige Kennenlernen empfand ich als sehr wohltuend und ich habe viel über die indische Kultur erfahren dürfen, konnte aber auch viele Fragen zu Europa und Österreich beantworten.

In diesen drei Monaten gab es nicht wenige nationale und lokale Feiertage, Schulfeste, Streiks und diverse Examen. Dann hatte ich etwas mehr Zeit für mich, welche ich auch für das Schreiben von diversen Berichten und Blogbeiträgen (harderontour.wordpress.com) nutzen konnte. Bei meinen Spaziergängen durch Irinjalakuda wurde ich als einziger Europäer – zumindest ist mir nie ein anderer begegnet – inzwischen überall erkannt, herzlich begrüßt und nicht selten zum Mittag- oder Abendessen eingeladen.

Über Weihnachten war die Schule mehrere Tage geschlossen und ich nutzte die Chance und bereiste mit meiner Familie zwei Wochen Kerala.

Trotz des nicht vorhandenen Müllentsorgungssystems und viel Abfall an praktisch allen Plätzen haben wir das Land mit einer wundervollen Landschaft und den herzlichen Menschen sehr zu schätzen gelernt.

In meinen letzten Wochen habe ich noch ein sogenanntes Handout zum Thema “Physical Fitness Programm” für alle Schulstufen zusammengestellt. Dabei habe ich versucht, auf das Alter der Kinder einzugehen und auch neue Ideen eingebracht, die Fr Manuel im kommenden Schuljahr umsetzen möchte.

Ich finde das Senior Expert Programm von Jugend Eine Welt eine gelungene Einrichtung und ich hoffe, dass ich, wenn ich in Pension bin gemeinsam mit meiner Frau die Gelegenheit haben werde, irgendwo auf der Welt für Jugend Eine Welt im Einsatz zu sein! (Februar, 2020)