Projektmanagerin Martina Sordian auf Einsatz in Chișinău in der Republik Moldau
Mein Gefühl war sofort, „Ja, das mache ich.“
Meine Arbeit als Projektmanagerin im Umweltschutzbereich und meine freiberufliche Tätigkeit als Fremdsprachen-Trainerin für Erwachsene und als Übersetzerin haben mir immer Freude bereitet. Ich arbeite immer noch freiberuflich, mit der Betonung auf frei, daher konnte ich auf die dringende Anfrage von Jugend Eine Welt, als Projektmanagerin in Moldau zu arbeiten, relativ schnell reagieren. Mein Gefühl war sofort, „Ja, das mache ich.“ Ein unbekanntes Land wartete auf mich und meine Fähigkeiten wurden gebraucht, das war eine spannende Kombination. Und ich konnte wieder etwas Neues dazulernen und erfahren, sozusagen mein Lebenselixier befriedigen, wieder eine neue Herausforderung meistern!
Die Fundaţia Don Bosco în Chișinău hat gleich zu Beginn des Ukrainekrieges viele Geflüchtete aufgenommen, davon leben zur Zeit noch rund 20 davon in der Einrichtung der Salesianer. Meine Aufgaben bezogen sich nicht direkt auf die Arbeit mit den Geflüchteten, sondern auf das Verfassen von Projektanträgen für Projekte, die laufend von den Salesianern umgesetzt werden. Eines davon ist ein Schutzzentrum für Buben, die den Eltern entzogen wurden, weil sie im Gefängnis sitzen, gewalttätig waren oder unter Alkoholismus leiden. Dieses Projekt hat mich sehr beeindruckt, da ich sehen konnte, mit wie viel Engagement und Liebe die Buben rund um die Uhr versorgt wurden. Auch, dass sie hin und wieder weggelaufen sind, hat an dieser liebevollen Haltung nichts geändert. Ich konnte dann die 3 Buben auch näher kennenlernen, da ich mit der Aufgabe betraut wurde, ihnen Französisch beizubringen. Ich, die wenig Unterrichts-Erfahrung mit Kindern hat, konnte mir nicht vorstellen, wie schwierig es sein könnte, 3 traumatisierte Buben zu unterrichten, die vor allem an hochgradigem Konzentrationsmangel leiden und nicht einmal 2 Minuten zuhören konnten. Nach einigen schwierigen Versuchen stellte ich auf Einzelunterricht um und dann entwickelte sich allmählich eine vertrauensvolle Beziehung, die auch nachhaltiges Lernen ermöglichte. Ihre Schnelligkeit und Auffassungsgabe haben mich erstaunt, es war eine wundervolle Arbeit und ich beendete sie mit Wehmut.
Das Zusammenleben mit den Ukrainern und Ukrainerinnen hat mich ihre Emotionen miterleben lassen, vor allem dann, wenn wieder Bombenabwürfe auf ihre Städte erfolgten. Auch wenn wir uns kaum verständigen konnten, habe ich erlebt, dass wir oft großartige Momente an gegenseitigem Verständnis entwickelten. Für mich, die einige Sprachen spricht, aber an diesem Ort leider die falschen, war das kein leichtes Unterfangen.
Ich habe noch nie davor Projektanträge für ein Schutzzentrum oder für eine Schweißschule verfasst, sondern immer nur für eigene Projektideen. Das hat mich gefordert und mir viel abverlangt an Recherche und Einarbeiten in eine fremde Materie, ich war dann aber ziemlich zufrieden mit dem Ergebnis.
Der Einsatz war eine große Bereicherung und eine Reise in ein unbekanntes Land, das in Europa liegt, uns aber ferner ist, als wir ahnen. Meine Vorstellungen vom „ärmsten“ Land Europas haben sich in der Realität nur teilweise als richtig erwiesen, die Freundlichkeit der Menschen hat mich überrascht und die „hässlichste“ Hauptstadt Europas hat mir viele schöne Einblicke gewährt. (Jänner 2023)